Darmsanierung – was ist das?

Darmsanierung – was ist das?

Unter dem Begriff „Darmsanierung“ versteht man den Wiederaufbau einer gesunden Darmflora.

Die Darmflora sanieren: Ein Konzept aus der Alternativmedizin

Das Konzept der Darmsanierung stammt aus der Alternativmedizin. Das Verfahren wird auch als Symbioselenkung oder mikrobiologische Therapie bezeichnet. Ziel der Behandlung ist es, eine gestörte Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Zum Einsatz kommt die Darmsanierung heute als Basistherapie nicht nur bei Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes und bei Infektanfälligkeit, sondern auch bei unterschiedlichsten chronischen Leiden – von Allergien über Kopfschmerzen bis hin zu Haut- und Gelenkerkrankungen.

Darmsanierung oder Darmreinigung?

„Darmreinigung“ ist ein Begriff aus der Schulmedizin. Damit ist die alleinige Reinigung des Darms gemeint, wie sie zum Beispiel vor einer Darmspiegelung (Koloskopie) durchgeführt wird. Dazu werden in der Regel Einläufe oder Abführmittel eingesetzt.

Unter dem Begriff „Darmsanierung“ versteht man den Wiederaufbau einer gesunden Darmflora. Zur Vorbereitung des Darms auf die eigentliche Behandlung findet auch in diesem Zusammenhang eine Form der Darmreinigung statt. Allerdings kommen in diesem Fall meist naturheilkundliche Mittel oder Verfahren zum Einsatz.

Darmflora sanieren – warum eigentlich?

Der Grundgedanke der mikrobiologischen Therapie bzw. Symbioselenkung ist der, dass der Darm für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden von größter Bedeutung ist. Dabei spielt die Darmflora, also die verschiedenen Mikroben, die in unserem Darm leben, eine entscheidende Rolle. Denn sie leben mit unserem Organismus in einer Symbiose. Das heißt, dass das Zusammenleben auf einen gegenseitigen Nutzen angelegt ist. Das Tauschgeschäft geht so: Wir bieten unseren Darmbewohnern einen Lebensraum und im Gegenzug machen sie sich nützlich.

Die unzähligen Mikroben – neuen Schätzungen zufolge sind es rund 39 Billionen – leben in einem empfindlichen Gleichgewicht. Die erwünschten Mitbewohner, zu denen zum Beispiel Laktobazillen und Bifidobakterien zählen, müssen die potenziell schädlichen Darmbakterien in Schach halten. Wird dieses empfindliche Gleichgewicht gestört, entwickelt sich eine „Dysbiose“ – die Vielfalt der Bakterien und die Anzahl der erwünschten Keime ist dann reduziert.

Ein solches Ungleichgewicht kann sich in vielfältiger Weise auf die Gesundheit auswirken und zum Beispiel Verdauungsprobleme und eine erhöhte Infektanfälligkeit nach sich ziehen. Neueste Forschungsergebnisse deuten auch auf einen Zusammenhang zwischen einer gestörten Darmflora und Übergewicht, Allergien, Diabetes, Depressionen und Autismus hin. Ob und in welchen Fällen eine Ursache-Wirkung-Beziehung besteht, ist bisher noch fraglich.

Ziele der Darmsanierung

Die Darmsanierung zielt darauf ab, krankmachende Keime und Pilze zu reduzieren und gute Keime zu vermehren. Außerdem soll ein leicht saures Darmmilieu geschaffen werden. Das ist wichtig, weil Fäulnisbakterien (z. B. Clostridien) es lieber alkalisch mögen, während sich erwünschte Keime wie etwa Laktobazillen nur in einem schwach sauren Milieu gut vermehren. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass sich im Darm unerwünschte Bakterien ausbreiten – Mediziner sprechen hier von einer Erhöhung der „Kolonisationsresistenz“.

Durch die Verbesserung der Darmflora soll auch eine Stärkung der Darmbarriere und ihrer Schutzfunktionen erreicht werden – insgesamt soll das Immunsystem unterstützt werden.

Gut zu wissen: In Abhängigkeit davon, wie stark die Darmflora gestört ist, kann eine Darmsanierung wenige Wochen oder auch mehrere Monate dauern.

Darmsanierung – wie funktioniert das?

Im ersten Schritt wird der Darm in der Regel gereinigt. Dazu kommen zum Beispiel Abführmittel wie Bittersalz und/oder Flohsamenschalen zum Einsatz, die eine mechanische Reinigung erzielen sollen. Häufig wird auch Betonit, eine Heilerde, angewendet. Sie wirkt entgiftend und kann schädliche Substanzen aus dem Darm herausschleusen. Die Darmreinigung vor Anwendung von Probiotika ist nicht ganz unumstritten, daher sollten Sie insbesondere bei bestehenden Darmerkrankungen Ihren Arzt um Rat fragen.

Unter Umständen kann nach der Darmreinigung im Rahmen einer alternativmedizinischen Behandlung auch eine Anti-Pilz-Behandlung erfolgen, wenn der Darm von Pilzen überwuchert ist.

Die eigentliche Darmsanierung besteht im Aufbau der Darmflora: Dazu werden geeignete Probiotika – in der Regel Laktobazillen und/oder Bifidobakterien – eingesetzt.

Gut zu wissen: In der Regel ist eine Umstellung der Ernährung auf eine basische Kost ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Zucker, Weißmehl, tierische Proteine sowie Alkohol sollen gemieden werden. Dafür soll eine pflanzenbetonte Kost, bestehend aus basenbildendem Obst und Gemüse (Äpfel, Bananen, Beeren, Melone, Auberginen, Kürbis, Gurke), angestrebt werden.

Das schadet der Darmflora
Ballaststoffarme Ernährung
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Viel tierisches Eiweiß und Fett
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Zu viel Zucker
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Medikamente ( v. a. Antibiotika)
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Alkohol und Nikotin
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Stress
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Bisher sind ungefähr 1.000 verschiedene Darmbakterien bekannt.

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Darmsanierung nach Antibiotika

Insbesondere nach einer Antibiotika-Behandlung wird oft die gezielte Zufuhr geeigneter Darmbakterien (Probiotika) empfohlen – heute geht man sogar dazu über, schon während der Einnahme des Medikaments damit zu beginnen. Denn Antibiotika können nicht zwischen „schlechten“ und „guten“ Bakterien unterscheiden – so werden also auch die gesunden Darmkeime abgetötet. Wenn die Darmflora so aus dem Gleichgewicht gerät, können sich krankmachende Keime ausbreiten. In der Folge kann es während oder nach der Antibiotika-Behandlung zu Durchfall kommen. Mediziner sprechen auch von einer „Antibiotika-assoziierten Diarrhö“.