Darm & Stress: Zusammenhänge
Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung – Stress kann die Verdauung empfindlich beeinträchtigen. Was viele nicht wissen: Auch die Darmflora wird durch Stress stark angegriffen.
Stress: Eine Belastung für Verdauung und Darmflora
Ärger und Hektik können einem ganz schön auf den Magen schlagen und auch die Verdauung erheblich stören. Was viele nicht wissen: Auch unsere Darmbakterien leiden, wenn wir ständig unter Strom stehen – und das kann unangenehme Folgen haben. Erfahren Sie hier mehr über die Auswirkungen von Stress auf unsere Darmgesundheit.
Wenn Stress auf die Verdauung schlägt
Viele kennen es: Wenn wir in eine akute Stress-Situation geraten, vergeht uns oft der Appetit – manche bekommen Bauchschmerzen oder ihnen wird übel. Sogar „Angst-Durchfall“ kann auftreten. Wie vielfältig die Auswirkungen von Stress auf den Darm und die Verdauung sind, machen die folgenden Zusammenhänge deutlich:
Stress führt dazu,
- dass die Verdauungsprozesse nicht richtig ablaufen können. Schließlich wird dem Körper Gefahr signalisiert – und das bedeutet, dass wir in einen Zustand der Leistungsbereitschaft (Kampf oder Flucht) versetzt werden müssen. Um den Körper auf Hochtouren zu bringen, steigen Herzschlag und Blutdruck an, die Atmung wird schneller und die Muskulatur spannt sich an. Die Verdauung hingegen wird gedrosselt – die dafür notwendigen Prozesse werden „heruntergefahren“, weil sie in einer Gefahrensituation nicht von Bedeutung sind.
- dass die Darmmotilität, also die Eigenbewegung des Darms, steigt. Auch die Abgabe von Wasser, Schleim und Elektrolyten ins Darminnere ist erhöht. Das kann Durchfall hervorrufen. Bei Dauerstress hingegen sinkt die Darmmotilität, wodurch Verstopfung begünstigt wird.
- dass wir die Vorgänge im Bauchraum (z. B. Verdauungsprozesse, Gasbildung) stärker und als unangenehm wahrnehmen.
- dass bei Menschen mit chronischen Darmerkrankungen (z. B. Reizdarmsyndrom) die Symptome wieder auftreten oder sich verstärken.
- dass sich leichter Entzündungen im Verdauungstrakt entwickeln können.
Wie Stress der Darmflora schadet
Was viele nicht wissen: Chronischer Stress schadet auch unseren Darmbakterien. So hat man festgestellt, dass sich die Zusammensetzung unserer Darmflora verändert, wenn wir ständig unter psychischem Druck stehen. Denn dann ziehen sich die guten Darmbakterien zurück – etwa die Laktobazillen und Bifidobakterien – und krankmachende Bakterien, zu denen die Clostridien gehören, können sich leicht ausbreiten. Auch die Artenvielfalt der im Darm lebenden Bakterien nimmt ab. Eine solche Dysbiose, damit ist ein Ungleichgewicht der Darmflora gemeint, kann Verdauungsbeschwerden wie zum Beispiel Blähungen oder Durchfall nach sich ziehen. Hinzu kommt, dass Dauerstress auch unsere Darmbarriere angreift und die Darmwand in der Folge durchlässiger wird. Dann können Partikel und Substanzen, die eigentlich „draußen“ bleiben sollten (z. B. Schadstoffe, Krankheitserreger), die Darmwand passieren und in den Körper gelangen.
Stress führt dazu,
- dass die Darmflora aus dem Gleichgewicht gerät. Man hat beobachtet, dass unter Stress die Artenvielfalt der im Darm lebenden Bakterien sinkt und unerwünschte Keime sich breit machen.
- dass die Darmwand aufgrund der Stress-Hormone im Blut durchlässiger wird. Auf diese Weise verliert die Darmbarriere ihre Schutzfunktion.
Wie unsere Darmbakterien unsere Psyche beeinflussen können
Stress wirkt sich auf unseren Darm und auf unsere Darmflora aus. Umgekehrt kann auch der Zustand unseres Darms unser Seelenleben beeinflussen. Das legen aktuelle Studienergebnisse nahe. Demzufolge wird etwa unsere Stress-Resistenz durch den Mikrobenmix im Darm mitbestimmt. Ob wir Stress gut wegstecken oder eher empfindlich auf psychische Belastungen reagieren, hängt demzufolge auch von der Zusammensetzung unserer Darmflora ab.
Darüber hinaus sollen die Winzlinge im Darm sogar unseren Gemütszustand und unser Verhalten beeinflussen. Forscher vermuten, dass unsere Darmbakterien mit darüber bestimmen, ob wir zu Depressionen oder Angstgefühlen neigen. Dabei spielen offenbar die hormonähnlichen Substanzen eine zentrale Rolle, die von unseren Darmbakterien produziert werden. Über den Blutweg oder die Nervenverbindung zwischen Darm und Gehirn (Vagus-Nerv), könnten sie die Hirnchemie beeinflussen.
Möglicherweise könnten Darmbakterien in Form von Probiotika irgendwann einmal als Therapieoption bei Burnout, Depressionen oder Angststörungen eingesetzt werden. Um die genauen Zusammenhänge noch besser verstehen und passende Therapieoptionen bzw. Bakterienstämme entwickeln zu können, bedarf es allerdings noch eingehender Forschung.
Im Bauch sitzt unser „zweites Gehirn“
Dass Stress und Emotionen wie Wut und Ärger unsere Darmfunktion beeinflussen können, ist lange bekannt. Relativ neu ist die Erkenntnis, dass offenbar auch der Darm Signale in Richtung Oberstübchen verschickt – und zwar nicht zu knapp. Dabei spielt neben der Darmflora auch unser sogenanntes Bauchhirn eine zentrale Rolle. Dabei handelt es sich um ein komplexes Geflecht aus 100 bis 150 Millionen Nervenzellen, das den Verdauungstrakt durchzieht – es ist damit sogar größer als das Nervensystem im Rückenmark.
Gut zu wissen: Heute gilt auch die Darmflora als wichtige Komponente unseres Bauchhirns.
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