Darmeigenes Immunsystem
Immer wieder Erkältung, Blasenentzündung oder Pilzinfektionen? Wenn die Abwehr schlapp macht, kann auch eine gestörte Darmflora die Ursache sein. Lesen Sie hier mehr über die Zusammenhänge.
Der Darm – das Zentrum unserer Abwehr
Lange Zeit wurde der Darm unterschätzt und nur als einfaches Verdauungsrohr wahrgenommen. Inzwischen wird immer deutlicher: Der Darm ist ein echtes Super-Organ. Er ist nicht nur dafür zuständig, unsere Nahrung aufzuspalten und sie aufzunehmen. Auch wenn es um unsere Abwehrkräfte geht, hat der Darm die Finger im Spiel. Schließlich hat er ein eigenes Immunsystem – rund 70 Prozent unserer Abwehrzellen sind in der Darmwand lokalisiert.
GALT: Der Darm hat ein eigenes Immunsystem
GALT ist die Abkürzung für das sogenannte darmassoziierte Immunsystem – sie steht für gut-associated lymphoid tissue (darmassoziiertes lymphatisches Gewebe).
Das GALT befindet sich in der Darmschleimhaut und stellt die größte Ansammlung von Abwehrzellen im Körper dar: Rund 70 Prozent unserer Immunzellen sitzen hier. Ihre Aufgabe ist es, unerwünschte Keime und körperfremde Stoffe zu bekämpfen.
Dies geschieht, indem die Produktion verschiedener Abwehrzellen angeregt wird, um die Eindringlinge zu bekämpfen. Zugleich muss das GALT aber zum Beispiel Nährstoffe und die Mikroorganismen der Darmflora tolerieren – es muss also unterscheiden können zwischen „gut“ und „schlecht“.
Damit diese komplexe Aufgabe – Toleranz gegenüber harmlosen „Freunden“, hartes Vorgehen gegen „Feinde“ – gut funktioniert, ist ein fein abgestimmtes Zusammenspiel aus verschiedenen Abwehrmechanismen notwendig. Eine besonders wichtige Rolle spielt dabei das Lymphsystem, das die Darmzotten im Dünndarm durchzieht.
In kleinen Lymphknoten, den sogenannten Peyer-Plaques, werden unter anderem die spezialisierten Immunzellen des Darms gespeichert. Das Lymphsystem verbindet zudem das GALT mit dem restlichen Immunsystem und leitet Informationen der „Darmpolizei“ über Krankheitserreger und Fremdstoffe an alle Immunzellen weiter. Somit erfüllt es eine wichtige Funktion für die gesamte körpereigene Abwehr.
Warum die Darmflora für die Abwehr wichtig ist
Die Funktion des GALT ist unter anderem von den Bakterien im Darm abhängig. Denn unsere nützlichen Darmbakterien…
- … verdrängen potenzielle Krankheitserreger und verhindern, dass sich schädliche Keime an die Darmwand heften (sog. Kolonisationsresistenz).
- … stimulieren und „trainieren“ unser Immunsystem Tag und Nacht – das ist wichtig, damit die Unterscheidung zwischen körpereigenen Strukturen und „Fremdlingen“ sowie zwischen harmlosen Stoffen und tatsächlichen „Feinden“ reibungslos funktioniert.
Gerät die Mikrobiota aus dem Gleichgewicht, kann das also die körpereigene Abwehr empfindlich schwächen und es können beispielsweise krankmachende Keime überhandnehmen. Erfahren Sie hier mehr über die Zusammenhänge von Immunsystem und Darmflora.
Immunsystem stärken: So geht‘s
Wenn der Großteil des Immunsystems im Darm sitzt, liegt es nahe, die Abwehrkräfte auch „aus dem Bauch heraus“ zu stärken. Aber wie genau geht das?
Abwechslungsreiche Ernährung: Die Basis ist eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Gemüse und Obst. Mit den richtigen Vitalstoffen können Sie beispielsweise die Immunzellen im GALT unterstützen: Für die Bekämpfung von Krankheitserregern wird etwa verstärkt Vitamin C verbraucht. Denn es kann die freien Radikale abfangen, die dabei entstehen. Für die Produktion von Abwehrstoffen (Antikörper) benötigen unsere B-Lymphozyten Eisen und B-Vitamine. Und für die normale Funktion der T-Lymphozyten sind Zink und Selen von Bedeutung.
Gutes Bakterienfutter: Zusätzlich können Sie Ihre Darmflora stärken, indem Sie die guten Darmbakterien „anfüttern“. Sie lieben lösliche Ballaststoffe, die zum Beispiel in Topinambur, Schwarzwurzeln oder Pastinaken stecken. Aber auch Hülsenfrüchte, Haferflocken und Roggen sind gutes Futter für unsere Darmbakterien.
Probiotika: Zusätzlich können geeignete Probiotika unsere natürliche Darmflora bei der Abwehr von Krankheitserregern und Fremdstoffen unterstützen und so die körpereigene Abwehr stärken. Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert Probiotika dabei als lebende Mikroorganismen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken, wenn sie in ausreichender Menge zugeführt werden.
Gut zu wissen: Alkohol und Rauchen sind Gift für die Abwehr und setzen außerdem unseren guten Darmbewohnern ganz schön zu. Verzichten Sie daher möglichst auf die „Genussgifte“.




