Immunsystem & Darmflora
Die Darmflora spielt eine wichtige Rolle für eine funktionierende Immunabwehr. Denn unsere Darmbakterien mischen kräftig mit, wenn es um unsere körpereigene Abwehr geht.
Darm & Immunsystem – wie hängt das zusammen?
Die Oberfläche unseres Darms beträgt rund 400 Quadratmeter und ist somit fast so groß wie ein Basketballfeld. Somit bildet der Darm eine wichtige Schnittstelle zwischen unserem Körper und unserer Umwelt – und damit eine große Angriffsfläche für Bakterien, Viren und Co. Hier muss entschieden werden, welche Partikel und Substanzen durch die Darmwand in den Körper gelangen dürfen und was „draußen“ bleiben oder gar aktiv abgewehrt und bekämpft werden muss. Diese Schutzfunktionen übernimmt unsere Darmbarriere. Neben der mechanischen Grenze, die die Darmwand darstellt, spielen in diesem Zusammenhang unser darmeigenes Immunsystem und unsere Darmflora eine zentrale Rolle.
Wie unsere Darmbakterien unsere Abwehrkraft beeinflussen
Wenn die Darmflora aus dem Gleichgewicht gerät, zeigt sich das oft durch eine erhöhte Infektanfälligkeit. Erkältungsviren, Durchfall-Erreger, Pilze und Co. haben dann leichtes Spiel. Der Grund: Unsere „guten“ Darmbakterien arbeiten kräftig mit, wenn es um die Abwehr von Krankheitserregern geht. Zudem stimulieren Sie unser Immunsystem wie ein Heer aus „Personal Trainern“ und halten es so ständig auf Trab.
So arbeiten die Darmbakterien für unser Immunsystem:
Abwehr von Krankheitserregern
- Die Darmbakterien konkurrieren mit Krankheitserregern um „Futter“ und Andock-Stationen an der Darmwand. Zusätzlich verbrauchen sie den Sauerstoff, den viele krankmachende Bakterien benötigen. Auf diese Weise können die guten Darmbakterien verhindern, dass sich gefährliche Keime ausbreiten und den Darm überwuchern (sog. Kolonisationsresistenz).
- Einige unserer Darmbewohner produzieren außerdem antibakterielle Stoffe, die das Wachstum körperfremder Bakterien eindämmen. Laktobazillen und Bifidobakterien bilden beispielsweise Milchsäure. Diese senkt den pH-Wert im Darm ab, sodass ein saures, darmfreundliches Milieu entsteht.
- Kurzkettige Fettsäuren, die von den Darmbakterien hergestellt werden, haben eine schützende Wirkung auf die Darmwand, die dazu beiträgt, die sogenannte Darmbarriere zu erhalten.
Ausbildung und Aufrechterhaltung des Immunsystems:
- Unsere Darmbakterien trainieren unser Immunsystem rund um die Uhr. Das ist wichtig, denn schließlich muss unsere Abwehr ständig aufs Neue zwischen Freund und Feind unterscheiden – nützliche Darmbakterien und Nährstoffe sollen toleriert werden, Krankheitserreger hingegen müssen bekämpft werden. Scheitert dieses „Abwehr-Training“, kann es beispielsweise zu Allergien und Autoimmunerkrankungen kommen: Dann greift das Immunsystem eigentlich harmlose Substanzen (z. B. Inhaltsstoffe von Lebensmitteln) beziehungsweise körpereigene Strukturen an.
- Unsere winzigen Darmbewohner regen außerdem die Bildung körpereigener Abwehrstoffe an, nämlich der sogenannten Defensine, Zytokine und Antikörper.
Gut zu wissen: Der Darm verfügt über eine komplett eigene Immunabwehr. Experten sprechen vom Darm-assoziierten Immunsystem (gut-associated lymphoid tissue, GALT).
Die Darmflora unterstützen: So geht‘s
Die Darmbakterien sind also enorm wichtig für ein starkes Immunsystem. Daher liegt nahe, dass man das Immunsystem stärken kann, indem man die guten Darmbewohner gezielt unterstützt. Eine zentrale Rolle spielen dabei eine gesunde Ernährung, Stressabbau und regelmäßige Bewegung. Zusätzlich können geeignete Probiotika die Truppe der guten Darmbakterien bei ihrer Abwehrarbeit unterstützen. Sie werden daher oft bei erhöhter Infektanfälligkeit empfohlen. Wenn Ihr Immunsystem ohnehin schon schwächelt, sollten Sie zudem unbedingt auf die „Genussgifte“ Alkohol und Zigaretten verzichten – denn sie schwächen unsere körpereigene Abwehr und schaden zusätzlich auch noch unserer Darmflora.
Wichtig: Antibiotika töten nicht nur krankheitserregende Bakterien ab, sondern auch unsere guten Darmbewohner. Daher dürfen die bewährten Wirkstoffe nur nach sorgfältiger Abwägung und ärztlicher Verordnung eingenommen werden.











